Unser derzeitiger Heimatort Alexandria liegt zwar fast in der subtropischen Klimazone, dennoch bleiben uns spontane Wintereinbrüche nicht erspart. Sie sind sehr selten, aber wirkungsvoll. Dabei ist nicht Schnee und Sturm das eigentliche Problem, sondern die Menschen, die auf die weiße Bedrohung von oben treffen. Riesige Trucks mit Rädern höher als mein Auto, die mich normalerweise gerne im Rückspiegel auslachen, stehen nun blickend am Straßenrand und kapitulieren vor einem halben Inch kristallisiertem Wasser. Nun wage ich einen schnellen Augenblick in den Seitenspiegel und fahre, unerschrocken, in deutscher Manier mit Blick zum Fahrer und einem Kopfschütteln, weiter.
Wie auch immer. Ein kleiner Ausflug über das Wochenende zum Valentinstag war schon von langer Hand geplant und stand gerade wegen den miesen Wetteraussichten bis zuletzt auf der Kippe. Letztendlich haben wir uns doch dazu entschieden, trotz widriger Prognosen aufzubrechen. Gerade Alex war mal froh "raus" zu kommen. Seit Beginn der Viruskrise arbeitet er nämlich von zu Hause aus und hat auch kaum die Möglichkeit das Haus zu verlassen. Also dann, der Plan stand, unser Kater Siggi war versorgt und die Reise kann losgehen! Charleston in South Carolina sollte unser Ziel sein. Etwas über 500 Meilen entfernt, gute acht Stunden Autofahrt. Am Donnerstag, unserem Abreisetag, musste ich bis 2:00 pm arbeiten, also 14 Uhr. Alex wollte mich von der Arbeit abholen. Von da aus sollte es dann unverzüglich Richtung Süden gehen. Wie gesagt: So der Plan. Doch bevor wir überhaupt an eine ANkunft nachdenken konnten, kam uns die NIEDERkunft der Frau eines Arbeitskollegen von Alex dazwischen. Natürlich. Perfektes Timing! Echt jetzt Baby? Alex musste einige Fälle des Kollegen übernehmen, da dieser sich nun vollumfänglich um das kleine Wunder und seine Frau kümmern musste. Das bedeutete aber auch, dass Alex wahrscheinlich einen Großteil seines Urlaubs für diese Fälle aufwenden müsste, da wichtige Fristen beim Gericht Gefahr liefen auszulaufen. Mit unserem Gepäck und seinem Arbeits-Notebook stand er dann aber, überraschenderweise, schon gegen 3:00 pm vor meinem Laden. Bepackt mit zwei Kaffees, zwei Veggie-Subs und etwas Stress versuchten wir dem Winterchaos zu entkommen... ENDLICH! Die Fahrt nach Charleston war alles andere als entspannt. Nicht zuletzt verursacht durch die schlechten Straßenbedingungen. Insbesondere die erste Hälfte zog sich wie ein schlechter Kaugummi in die Länge. Der Regen schien nie enden zu wollen und die Augen wurden immer schwerer. Natürlich schlug diese Strapaze uns beiden auf das Gemüt und die Wortwechsel wurden immer weniger. Die Stimmung versuchten wir mit einem unserem Lieblings-Podcast etwas aufzuhellen: Serial Killers. Mörderidee! Am Ende waren wir dann beide froh, nicht selbst zu einem der Protagonisten zu werden. Nein, ganz so schlimm war es dann doch nicht. Glücklicherweise hellte das Wetter auf, je näher wir unserem Ziel, dem Palmetto State, kamen. Völlig übermüdet, erschöpft und hygienebedürftig kamen wir um 11:30 pm an unserem Hotel an. Mit Müh und Not und letzter Kraft schafften wir es in das frische Hotelbett. Wir schliefen ein wie kleine Babies und waren gespannt auf den nächsten Tag... Ihr auch? In Teil zwei gehts weiter!
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